MID-Analyse, MID-Gutscheine, MID-Innovation
Mutmacher für neue Matratzen
Eine völlig neuartige Matratze entwickelt Wolf Tiling von Akut-Consult. Sie ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch hygienischer als übliche Matratzen. Ob seine Innovation überhaupt Potenzial hatte, konnte er mithilfe von MID-Analyse herausfinden. Die Prototypen-Entwicklung am Kunststoffinstitut in Lüdenscheid finanzierte er mit dem MID-Gutschein MID-Innovation.
Als eines Tages ein Kollege mit einer vielversprechenden Idee auf Wolf Tiling zukommt, ist er erstmal ein bisschen skeptisch.
Schließlich hat der Vertriebsspezialist als langjähriger freiberuflicher Berater kleiner und mittlerer Unternehmen schon viele neue Ideen kommen und gehen sehen: Zusammen mit drei weiteren Beratern hat er sich in der Sozietät Akut-Consult zusammengeschlossen, die vor allem Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem produzierenden Mittelstand bei der strategischen Weiterentwicklung ihres Unternehmens berät. Daher weiß der Leverkusener: Viele Projekte werden in dem Moment zur Seite gelegt, in dem eine erste nennenswerte Investition nötig ist, um die Tragfähigkeit der Idee zu überprüfen.
Zumal die Idee seines Kollegen sich ihm auf den ersten Blick so gar nicht erschließt. Doch als sie sich zusammensetzen, ist Wolf Tiling überzeugt: „Daraus muss man doch was machen können.“
Hygienisch und nachhaltig: Polyethylen
Konkret geht es um ein Gewirk aus Polyethylen, das entsteht, wenn Polyethylen in dünne Fäden gepresst wird, die miteinander verkleben, sobald sie abkühlen. Die entstehenden Streifen können beliebig zugeschnitten werden und federn etwas – je dicker die einzelnen Fäden, desto weniger.
Die Streifen bilden die Grundlage für eine völlig neue Generation von Matratzen, die dem Kunden nicht nur ein individuelles Schlaferlebnis ermöglichen, sondern auch nachhaltiger und hygienischer sind. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Matratzen wird die Feuchtigkeit, die sich zwischen Körper und Matratze über Nacht bildet, nicht einfach in das Innere der Matratze geleitet, die sich damit vollsaugt und so den Nährboden für Hausstaubmilben schafft. Stattdessen findet durch die dünnen Polyethylen-Fäden hindurch ein langsamer und beständiger Luftaustausch statt, der die Flüssigkeit ableitet. Zudem lassen sich die Matratzen auch einfach durch Druck- oder Dampfstrahler reinigen und sogar desinfizieren – ein absolutes Novum auf dem Markt.
Wie Wolf Tiling erläutert, lassen sich aus dem Polyethylen auch Streifen unterschiedlicher Härtegrade innerhalb einer Matratze einsetzen, die es erlauben, Matratzen viel individueller auf die Bedürfnisse des Kunden anzupassen. Der Rohstoff ist außerdem vollständig recycelbar und wiederverwendbar.
Sachverstand und Protoypen dank MID
Wie beziehungsweise wo aus dem Polyethylen Matratzen werden, stellte sich allerdings schnell als eine der zentralen Fragen für Tiling heraus: „Da wir keine eigene Fabrik oder Werkstatt haben, kamen wir relativ schnell zu der Frage, wer uns mit dieser Idee helfen könnte,“ so der langjährige Berater. Schnell werden die Kollegen auf das Kunststoffinstitut in Lüdenscheid (KIMW) aufmerksam. Und obwohl das KIMW anfangs Bedenken hat, da deren Kernkompetenz im Spritzguss- und weniger im Extrusionsbereich liegt, reicht ein Gespräch mit dem Geschäftsführer, um das Institut von der Idee zu überzeugen. Bleiben nur noch die finanziellen Fragen zu klären, denn „ehrlich gesagt, wären wir nicht in der Lage gewesen, die 25.000 Euro einfach so mal zu stemmen“, erinnert sich Tiling.
Durch einen langjährigen Projektpartner erfährt er vom Förderprogramm Mittelstand Innovativ & Digital und stellt einen Förderantrag. Und das mit Erfolg: Mithilfe des Zuschusses MID-Analyse finanzieren er und sein Kollege zunächst eine Machbarkeitsstudie des Kunststoffinstituts in Lüdenscheid und schließen daran mit der Gutscheinvariante MID-Innovation die Entwicklung der Prototypen an. Dabei geht es vor allem darum, einen geeigneten Mechanismus zu finden, um die einzelnen Streifen zu einer stabilen Matratze zu verbinden.
Aktuell gibt es zwar noch die eine oder andere Herausforderung, wie etwa die Entwicklung eines passenden Bezugsstoffs oder die offizielle Testung der Matratze durch die Landesgewerbeanstalt. Doch Tiling ist zuversichtlich, noch 2021 die neue Matratze auf den Markt bringen zu können.
„Mittelstand Innovativ & Digital hatte einen starken Mutmacher-Effekt für uns!“
Wolf Tiling, Akut-Consult
Rückblickend sagt er: „Der Anschub durch die Förderung war der Schlüssel, um mit dem Boot aus dem Hafen herauszufahren. Mittelstand Innovativ & Digital hatte einen starken Mutmacher-Effekt für uns: Da ist jemand, der unsere Idee gut findet und uns bei der Umsetzung hilft!“
Deswegen möchte Wolf Tiling dem Land Nordrhein-Westfalen auch etwas zurückgeben: „Wir wollen auf jeden Fall in Deutschland produzieren, und ich möchte so viel Produktion wie möglich in NRW halten.“